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Reilsheim liegt in 120 bis 325m  Meereshöhe etwa 15 km (Luftlinie ca. 8,5 km) südöstlich von Heidelberg an der Elsenz.

Und für die ganz genauen unter euch:
Umgeben von den Nachbargemarkungen Gauangelloch, Gaiberg, Heidelberg, Waldhilsbach, Neckargemünd, Wiesenbach und Mauer, ist Reilsheirn mit

  • 49 Grad 21 Minuten 31 Sekunden nördlicher Breite und
  • 8 Grad 46 Minuten 40 Sekunden östlicher Länge von Greenwich

in seinen geographischen Koordinaten fixiert.

Die erste Erwähnung von Reilsheim:
Unter den fränkischen Gründungen im Elsenz-Gebiet ragen vor allem die Orte Sinsheim, Meckesheim und Reilsheim hervor.

Nicht nur die Namensformen (auf -heim), sondern vor allem die Lage dieser Orte auf fruchtbaren Lössböden und ihre Erwähnung im Lorscher Codex erweisen sie als fränkische Gründungen.

Was ist der Lorscher Codex?

Der berühmte Lorscher Codex (Codex Laureshamensis = CL) ist ein dickes handschriftliches Buch, das als Abschriftensammlung von über 3800 lateinischen Urkunden aus dem alten Lorscher Klosterarchiv gegen Ende des 12. Jahrhunderts entstand und heute durch das Bayerische Hauptstaatsarchiv in München verwahrt wird.

Die Urkunden, von denen sich die ältesten in das Jahr 764, das Gründungsjahr des Lorscher Klosters, datieren lassen, enthalten fromme Stiftungen, die die Grundlage für den reichen Grundbesitz der Lorscher Abtei bildeten.

Da die meisten der frühen fränkischen Orte hier zum erstenmal überhaupt erwähnt sind, ist der Lorscher Codex für die heimatgeschichtliche Forschung von unschätzbarem Wert.

Auf die Gemarkung von Reilsheim beziehen sich im Lorscher Codex insgesamt sieben Urkunden aus den Jahren zwischen 769 und 798.

Sie führen nach Karl Glöckner, der den lateinischen Text des Lorscher Codex in den Jahren 1929 bis 1936 in drei Bänden edierte, die Nummern 2587-2592 und 818.

  • Eine Urkunde vom 24. Juni 795, die älteste überhaupt, führt als einzige den Namen "Risolfesheim" auf.

Nähere Ausführungen, unter anderem auch Aufzeichnungen der einzelnen Urkunden sind auf unserer Homepage zunächst noch nicht erwähnt.

Das schönste Denkmal ist das Fachwerkhaus in Reilsheim. Die Jahreszahl des Hauses trägt das Kellerfenster: 1592. Über der Tür steht der Name des Erbauers:

  • TVMME WEWER(Thomas Weber)

Auf dem Querbalken über den Fenstern des ersten Stockes steht:

DOMEN WEBER UND SEIN EHLICHEN HAUSFRAU MARGGERDA AUGBERGUIN

Unter diesen Fenstern sind nachfolgende 2 Sprüche eingehauen:

GOTSFORCHTIG GERECHT HAB GOTT VOR AUGEN. * ER DER GEBEUT SEI WAHRHAFT REDLICH FROMB GERECHT, GEDENK DAS DU NUHR BIST EIN KNECHT UBER DEIN GUT UND ALL DEIN HAB HEIT LEBSTU MORGEN LIGST IM GRAB DU SEI KEIN VILER ASZ KEIN TRINKENBOLZ LEB NICHTERN MESZIG SEI NIT STOLZ THU LIEBEN KEUSCHHEIT.

WIDER DAS VOLLSAUFFEN. WEN EIN ESEL NICHT TRINKEN MAG THIED MAN IHM AN GLEICH ALLE PLAG MAN BRICHT IHM NICHT EIN TROPFEN EIN SOLCHS LAS DIR IN EXEMPEL SEIN AUF DAS DU LEBEST MESZIGLICH DEN SONST MAGSTU WOL SCHEMEN DICH DAS EIN UNVERNIFFTIG THIER IN DEM FALL MEHR ZU LOBEN SCHIR.

Der zweite Spruch nach Reilse frei übersetzt:

De Esel weeß, wann er gnug hot. Wonn i Di noch oomol vollg'soffe aus de "Sunn" rausstärze seh, soll Di de Schlag treffe! Du Rindviech!

Früher mußten die Kinder von Reilsheim nach Bammental in die Schule, bis im Jahre 1738 die Reilsheimer Bürger einen Schullehrer annahmen, der aber nur einen Winter blieb, weil der Lehrer zu Bammental eine Entschädigung für den Verlust beanspruchte, der ihm durch die Errichtung einer Schule in Reilsheim erwuchs. (Beamte! Schon vor über 260 Jahren ein Kasperle-Theater, das muß man sich mal vorstellen!)

Nach und nach verstand sich die Gemeinde zur Errichtung einer eigenen Schule zu Reilsheim und die geistliche Administration bewilligte einen Beitrag zum Lehrergehalt, so daß um 1750 ein eigenes Haus beschafft wurde. Ällebätsch!

Was die Schule Bammentals betrifft, so waren es bis zum Jahre 1904 zwei politische Gemeinden, Bammental und Reilsheim, die dann erst zusammengelegt wurden, als im Jahre 1906 das jetzige Schulhaus in Bammental erbaut wurde. Diese Zusammenlegung ist bei manchem heute noch sehr umstritten, gell?!

Der Umfang der Reilsheimer Urgemarkung und die Entstehung der Tochtersiedlungen
Schon aus der Tatsache, daß der für das 8. Jahrhundert bezeugte Ort Waldolfshausen, der mit dem späteren Schatthausen identifiziert werden kann, nach den Lorscher Urkunden zur Reilsheimer Gemarkung gehörte, ergibt sich, daß die Reilsheimer Gemarkung ursprünglich viel größer war als die von Bammental-Reilsheim heute.

Jetzt wird's interessant:
Die Reilsheimer Urgemarkung dürfte nicht nur im Süden bis Schatthausen, sondern im Osten mindestens bis Langenzell und im Norden bis an den Neckar gereicht haben. Im Westen und Nordwesten grenzte sie wohl an die Gemarkungen von Bergheim, Kircheim-Rohrbach und Leimen (ursprünglich: Leimheim). Wahrscheinlich ist noch heute die Heidelberger Stadtgrenze vom Kümmelbacher Hof bei Neckargemünd bis hinauf nach Lingental größtenteils mit der alten Reilsheimer Gemarkungsgrenze identisch. Dies bedeutet, daß die Gemarkungen von Gauangelloch, Gaiberg und Waldhilsbach einmal ebenso zu Reilsheim gehörten wie die Gemarkung Wiesenbach-Langenzell im Osten und teilweise auch die von Neckargemünd.

Das muß man sich mal vorstellen!

Zwischen den Gemarkungen Gaiberg und Waldhilsbach hat sich die Gemeinde Bammental-Reilsheim bis auf den heutigen Tag einen auffallenden schlauchartigen Gemarkungsvorsprung das Krebsbachtal aufwärts bis zur Heidelberger Stadtgrenze bewahren können. Wahrscheinlich spielte hier die Verfügungsgewalt über den Krebsbach, an dessen Unterlauf die Bammentaler Oberdorfmühle betrieben wurde, eine entscheidende Rolle bei der mittelalterlichen Festlegung der Gemarkungsgrenzen. Ihre geschichtliche Wirkung zeigt die längst vergangene Bammentaler Oberdorfmühle mit ihren Wasserrechten über den Krebsbach bis in unsere Tage: Der Bammentaler Gemarkungsriegel zwischen Gaiberg und Waldhilsbach hat bis auf den heutigen Tag eine direkte Verkehrsverbindung zwischen den beiden Gemeinden unterbinden können.

Nicht zu den unmittelbaren Reilsheimer Ausbauorten zählen Neckargemünd und Langenzell sowie Gaiberg und Waldhilsbach. Langenzell ist wie die Siedlung Ochsenbach in einem um das Jahr 1300 entstandenen Speyerer Dokument zum ersten Mal genannt. Seine kirchliche Verbindung mit Wiesenbach während des Mittelalters zeigt, daß die Gründung des Ortes von dorther erfolgt sein dürfte. Gleiches trifft wohl für Neckargemünd zu, das als "Gemundi" im Jahr 988 seine erste urkundliche Erwähnung findet. Wenngleich Neckargemünd 1496 als Sendpfarrei für Wiesenbach genannt ist, dürften die pfarrlichen Verhältnisse im frühen Mittelalter eher umgekehrt gewesen sein; denn das St. Ulrichs-Patrozinium von Neckargemünd ist wohl nicht vor dem 10. Jahrhundert anzusetzen.

Gaiberg und Waldhilsbach schließlich sind als hochmittelalterliche Rodungsorte anzusehen. Man wird die Entstehung dieser Siedlungen in den höher gelegenen Wäldern des südöstlichen Königstuhlgebietes kaum vor dem Jahr 1000 ansetzen dürfen. Daß dabei die Besiedelung Gaibergs von Gauangelloch aus erfolgte, ist erwiesen. Die Orte Gaiberg, Lingental, Ochsenbach und Waldhilsbach gehörten wie Gauangelloch und Reilsheim herrschaftlich stets zur Meckesheimer Zent, einem Gerichts und Verwaltungsbezirk, dessen Grenzen im Nordwesten und Westen, d. h. gegen die Kirchheimer Zent hin, den alten Gaugrenzen zwischen Lobdengau und Elsenzgau entsprachen, d. h. schon seit dem frühen Mittelalter festlagen. Dies bedeutet, daß die Besiedelung der Orte Ochsenbach, Lingental, Gaiberg und Waldhilsbach vom Elsenztal her erfolgt sein muß.

Wir haben die wichtigsten Orte, die im Laufe der Zeit auf der Reilsheimer Urgemarkung entstanden sind, genannt. Der Ort Mauer, erstmals im Jahre 1048 als "Muron" urkundlich erwähnt, mußte hier außer Betracht bleiben, da seine kirchlichen Zusammenhänge mit Meckesheim eine Besiedelung des Ortes von Reilsheim her weniger wahrscheinlich machen.

Die erste Erwähnung von Reilsheim
Unter den fränkischen Gründungen im Elsenzgebiet ragen vor allem die Orte Sinsheim, Meckesheim und Reilsheim hervor.

Nicht nur die Namensformen (auf -heim), sondern vor allem die Lage dieser Orte auf fruchtbaren Lößböden und ihre Erwähnung im Lorscher Codex erweisen sie als fränkische Gründungen.

Der Name "Reilsheim"
Abschließend sei noch auf die Bildung der Ortsnamen eingegangen.
Auch am Beispiel von Reilsheim läßt sich offensichtlich die grobe Faustregel der Ortsnamenforscher bestätigen, daß die Namen auf -au, -bach, -berg, -brunn-, -tal oder -wald auf Ausbauorte hindeuten, d. h. daß Tochtersiedlungen eines Heim-Ortes ursprünglich Stellen innerhalb der Muttergemarkung bezeichnen.

Bei Wiesenbach (Wisinbach), Ochsenbach (Ohsenbach) und Waldhilsbach (Hulsbach) hat ein Wasserlauf dem Ort den Namen gegeben, aber auch bei Gauangelloch, dessen älteste Namensform "Angelach" nichts anderes als "bewegtes Wasser" bedeutet.

Ähnlich sind Lingental (Langental) und Gaiberg (Gauberg) zu sehen. Auch "Gemundi" als älteste Namensform von Neckargemünd bezeichnet von der Bedeutung her nicht eine Siedlung, sondern einfach eine Stelle, an der die Elsenz in den Neckar mündet.